Gemeinsames Spendenprojekt

des Dombauvereins, der Evangelischen und der Katholischen Kirche Wetzlar

 
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Liebe Besucherinnen und Besucher,

Sie haben eine der ältesten Simultankirchen Deutschlands betreten. Seit 1542 teilen sich die katholische und die evangelische Domgemeinde den Wetzlarer Dom zu ihren eigenen und gemeinsamen Gottesdiensten. Das heutige Miteinander der Gemeinden vollzog sich über knapp 500 Jahren in mehreren zeitlichen Phasen. Rund 300 Jahre ging es um Gegensätze im täglichen Umgang, so z.B. um Gottesdienstzeiten, Unterhalts- und Baukosten. Eine große Renovierung von 1904 bis 1910 zwang beide Gemeinden zu einem gemeinsamen Umgang miteinander. Erst die Zerstörung der Kirche durch eine Fliegerbombe im März 1945 führte beide Gemeinden bis heute zu einem geschwisterlich gelebten Miteinander zusammen. Dies findet seine praktische Umsetzung in ökumenischer Verbundenheit durch:

  • ökumenische Gottesdienste,
  • die gemeinsame Nutzung der gesamten Kirche einschließlich Altar, Taufbecken und Beckerath-Orgel,
  • gemeinsame Konzerte unter Mitwirkung der evangelischen Kantorei und des katholischen Domchors,
  • ein konfessionsübergreifendes Gedenken der Verstorbenen beider Gemeinden,
  • ökumenische Kinder- und Jugendarbeit,
  • die Gestaltung und Nutzung einer ökumenischen Osterkerze,
  • eine gemeinsam erarbeitete Domnutzungsordnung, die das ökumenische Miteinander regelt,
  • ein gleichberechtigtes Eigentum am Wetzlarer Dom,
  • eine Gleichverteilung der Unterhaltskosten und viele persönliche Gespräche und Begegnungen. 

Die Besonderheiten dieser Simultankirche sind vielfältig und in ihrer Erscheinung einmalig in Deutschland.

Gedenktafel für die jüdischen Mitbürger im Mittelalter

So finden Sie außen am Eingangsbereich eine Gedenktafel, die auf eine Skulptur am heutigen Haupteingang hinweist. Ein Teufel umschlingt einen Juden, erkennbar am Judenhut, und dokumentiert dadurch die Herabwürdigung von jüdischen Mitbürgern im 13. Jahrhundert.

<Foto von Gedenktafel einfügen>

Die unterschiedlichen Baustile

Drei unterschiedliche Baustile charakterisieren die Kirche. So kann man auf der Nord-Westseite einen romanischen Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert erkennen. Die Existenz dieses romanischen Turms ist der Tatsache geschuldet, dass man beim Bau der gotischen Kirche 1490 aufgrund von Geldmangel alle Bauarbeiten eingestellt hat und so den gotischen Nord-West-Glockenturm nicht fertiggestellt hat. Einen dritten Baustil erkennt man in der Spitze des Süd-West-Glockenturms. Hier ist eine zweigeschossige Türmerwohnung im barocken Baustil zu sehen, die wegen der Zerstörung des gotischen Spitzturms aufgrund eines Blitzeinschlages im Jahr 1561 erbaut wurde.

Die Vorgängerkirchen

Am Standort des heutigen gotischen Doms sind drei Vorgängerkirchen nachweisbar.  Schon vor dem 9. Jahrhundert zogen zahlreiche Handelszüge von Frankfurt über Wetzlar nach Köln und weiter bis Amsterdam. Am heutigen Standort des Wetzlarer Doms konnten sie eine Rast einlegen und in einer kleinen Kirche für eine erfolgreiche Weiterreise ein Gebet sprechen. Später, im Jahre 897, wurde eine Kirche geweiht, die als Salvatorkirche Jesus Christus gewidmet war. Reste dieser Kirche finden sich heute noch unter dem Fußboden im Chorbereich. 1180 wurde dann eine romanische Kirche errichtet, deren Nord-Westturm heute noch steht. Von 1235 bis 1490 wurde die heutige gotische Kirche erbaut.

Orgelmusik in der Kirche seit dem 13. Jahrhundert

Musik in der Kirche hat im Wetzlarer Dom eine lange Tradition. Der erste Nachweis über eine Orgel geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Damit ist der Dom zu Wetzlar eine der ältesten Kirchen, bei der die Orgelbegleitung der Gottesdienste historisch belegt ist.

Glockenklang bereits im 13. Jahrhundert

Auch bei den Glocken gehört der Wetzlarer Dom zu den Kirchen, wo Glockenklang schon sehr früh die Gläubigen zu den Gottesdiensten rief. Eine der ältesten schriftlichen Nachweise über eine Glocke im Wetzlarer Dom stammt aus dem Jahre 1262.

Umfangreiche Renovierung über die Jahrhunderte

Renovierungen, die von beiden Gemeinden gemeinsam getragen wurden, fanden seit Ende des Dreißigjährigen Kriegs im Jahre 1648 viermal statt. Dies ist besonders erwähnenswert, da erst 1979 das Eigentum am Wetzlarer Dom von der katholischen Kirchengemeinde zur Hälfte an die evangelische Kirchengemeinde übertragen wurde.

Vier Jahrhunderte Trauerkultur

Der Wetzlarer Dom ist mit seinen 53 Grab- und Gedenkplatten (Epitaphien) ein gutes Beispiel für eine lange Trauerkultur. Auffällig sind die kunstvoll gearbeiteten Grabplatten für Adlige und Kleriker sowie die Gedenkplatten für die Reichskammergerichtsangehörigen. Ausgewählte Grab- und Gedenkplatten bieten umfangreiche Informationen über einen QR-Code in deutscher und englischer Sprache.

Ohne Simultankirche kein Johann Wolfgang Goethe in Wetzlar

Wenn Sie heute die Altstadt der ehemaligen Reichsstadt Wetzlar besuchen, dann werden Sie eine Fülle von Prachtbauten aus der Zeit vom Ende des 17. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhundert finden. Erbaut worden sind diese Gebäude von Angehörigen des Reichskammergerichts. Das Reichkammergericht hatte hier seinen Sitz von 1689 bis 1806. Im Jahre 1689 beschloss der Reichstag die Sitzverlegung von Speyer nach Wetzlar. Ein wesentlicher Grund, den Sitz nach Wetzlar zu verlegen, war die Simultankirche. So konnten die Reichskammergerichtsangehörigen, unabhängig von ihrer Konfession, ihre katholischen oder evangelischen Gottesdienste im Wetzlarer Dom feiern. Alleine auf dieser Entscheidung basierend kam es in 1772 zum Aufenthalt von Johann Wolfgang Goethe, der durch seinen Welterfolg „Die Leiden des jungen Werthers“ sich und der Stadt Wetzlar ein literarisches Denkmal setzte. So schmückt sich bis heute die Stadt Wetzlar mit dem Namen „Goethestadt“. Begründet ist dies alleine durch die Gedankenkette:

Simultankirche – Reichskammergericht – Goethe in Wetzlar – literarisches Denkmal.

Die Fülle an Besonderheiten und das Alter, durch die die Simultankirche charakterisiert ist, und die seit dem Ende des zweiten Weltkriegs bis heute gelebte aktive Ökumene, kann der Wetzlarer Dom als eine „der bedeutendsten und ältesten Simultankirchen“ in Deutschland bezeichnet werden. 

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