Sie befinden sich im sogenannten Heidenhof. Der Begriff Heidenhof basiert historisch darauf, dass vor Einstellung der Bauarbeiten am gotischen Dom im Jahr 1490, hier der Haupteingang geplant war. Vom Heidenhof sollten die Ungetauften und Getauften direkt durch das heute so bezeichnete Heidenportal in den Wetzlarer Dom gelangen. Im Eingangsbereich stand ein Taufbecken aus dem Jahr 1200. Die Ungetauften, die Heiden, wurden hier getauft und betraten dann mit dem Sakrament der Taufe versehen den Wetzlarer Dom. So kam dann auch der romanische Glockenturm aus dem Jahre 1180, der sich links von Ihnen befindet zu seinem Namen „Heidenturm“.
Das romanische Taufbecken ist heute noch in Gebrauch. Sein Standort ist direkt vor der Nikolauskapelle.
Im Heidenhof können Sie etwas entdecken, dass so in einer deutschen Kirche einmalig ist, den in seinen Ursprüngen aus dem 12. Jahrhundert noch erhaltene romanische Glockenturm. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass man gotische Kirchen immer um die kleineren romanischen Vorgängerkirchen herum gebaut und bei Fertigstellung abgerissen hat. Aufgrund von Geldmangel können Sie so heute noch links von Ihnen das erste Geschoß des unvollendeten Nordturms der gotischen Kirche erkennen. Gleichzeitig vermittelt Ihnen der romanische Heidenturm in seiner Pracht einen plastischen Eindruck von der Vorgängerkirche.
Rechts von Ihnen sehen Sie den in seinem äußeren Mauerwerk fertiggestellten imposanten 51 Meter hohen gotischen Glockenturm. Auch hier wurden die Bauarbeiten vor endgültiger Fertigstellung eingestellt, so dass Sie den inneren offenen Teil noch erkennen können. Über dem in rund 25 Meter Höhe erkennbaren Holzboden befinden sich 4 von insgesamt 8 Domglocken. In der Spitze des gotischen Glockenturms ist eine Türmerwohnung erhalten geblieben, die bis 1902 von einem Türmer, der über Wetzlar wachte, bewohnt war. Die ursprüngliche Turmspitze ist 1561 durch einen Blitzeinschlag beschädigt worden und bekam dann eine barocke Turmhaube.
An den Wänden des Heidenhofs sind einige Gedenktafeln platziert, die auch als Epitaphien bezeichnet werden. Diese Gedenktafeln waren ursprünglich Grabplatten und schmückten die Gräber Wetzlarer Bürger.
Das Heidenportal vor Ihnen ist immer noch ein imposantes romanisches Eingangsportal, das in der Mitte mit einer ausgeprägten attischen Säule geschmückt ist. In der Mitte über dem Heidentor, soll sich ein Stierschädel, das Symbol des Evangelisten Lukas befunden haben. Der Stierschädel soll im Dreißigjährigen Krieg abhandengekommen sein.
Wenn Sie wieder durch das Heidenportal den gotischen Wetzlarer Dom betreten, versetzen Sie sich in die zahlreichen Besucher, die über Jahrhunderte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Kirche über einen Meter tiefer gelegenen Fußboden den Kirchraum betreten haben. So kam die Absicht der gotischen Dombaumeister zum Tragen Räume zu schaffen, die bis in Himmel hinein ragen sollten.